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Warum Obstbäume schneiden ?

Man sollte den Apfelbaum pyramidal schneiden, daß heißt, die oberen Äste kürzer und die unteren Äste des Baumes länger lassen. Zu beachten ist außerdem, dass die Äste nicht zu dicht übereinander hängen (entfernen eines Astes). Man sollte den Baum so schneiden, dass alle Äste Licht bekommen und sich gut entwickeln können. Wenn nämlich Äste kaum Licht bekommen, verkahlen sie. Durch den Lichteinfall bilden sich an den Ästen wieder vermehrt Blütenknospen.
Des weiteren müssen zu starke und steilwachsende Äste entfernt werden. Sie nehmen dem Baum zu viel Kraft weg und verhindern dadurch die Blütenbildung im nächsten Jahr. Nach den Schnittmaßnahmen kann man die Wunden mit Wundverschluss verschließen. Wunden ab Fünfmarkstückgröße und größer sollte man verschließen, da durch Feuchtigkeit Pilzkrankheiten in die Schnittwunden eindringen können. Aber auch Schädlinge (Blutlaus) können durch Saugen an frischen Schnittwunden krebsartige Wucherungen (Blutlauskrebs) verursachen. Bei Frost unter -3° C auf keinen Fall Obstbäume schneiden, da Kambiumschäden an Stamm und Zweigen entstehen können. Die Schnittzeit erstreckt sich von Oktober bis ins zeitige Frühjahr (März). Jede Apfelsorte wird ein wenig anders geschnitten. Stark wachsende Sorten wie Boskoop und Cox-Orange muss man lang schneiden, um den Wuchs zu bremsen. Schwach wachsende Sorten wie Idared, Alkmene und Gala schneidet man kurz, damit der Wuchs angeregt wird und die Fruchtqualität besser wird.

Der Apfel (Malus domestica)

Unsere heutigen Kultursorten lassen sich vorwiegend auf die Wildformen Zwergapfel (Malus pumila) und Holzapfel (Malus domestica) zurückführen, deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet Kleinasien bzw. der Kaukasus ist. Im 17. und 18. Jahrhundert spielte der Apfel eine große Rolle bei der Gestaltung herrschaftlicher Gärten. Heute ist der Apfel nach der Banane und den Zitrusfrüchten weltweit die wichtigste Obstart. Diese Tatsache verdankt er seiner vielseitigen Verwendbarkeit und einer relativ breiten Anpassung an den Standort. Der Apfel bevorzugt ein gemäßigtes Klima mit nicht allzu tiefen Wintertemperaturen (bis -20°C) und mäßig warme Sommer (25-30°C). In Deutschland sind deshalb alle Regionen bis auf Höhen von ca. 600 m gut geeignet. Nur wenige Sorten, die für ihre Fruchtentwicklung mehr als 180 Tage benötigen (Granny Smith) gedeihen in Deutschland nicht. Der Apfel benötigt ein günstiges Wärmeklima (mehr als 7,5° C Jahresmitteltemperatur), eine geringe Spätfrostgefahr (offene Blüte verträgt nur eine Temperatur von -1,5° C), regelmäßige Wasserversorgung (durchschnittlich 650-700 mm jährlich) sowie fruchtbare Böden (tiefgründige, humose und gutdurchlüftete Böden). Beim Apfel stehen eine Reihe von Unterlagen zur Verfügung, mit denen die Wuchsstärke der Edelsorte beeinflusst werden kann. Die schwachwachsende Unterlage M(Malus) 9 ist im Erwerbsobstbau die Standortunterlage. Sie beeinflusst Ertrag und Fruchtqualität. Da sie nicht standhaft ist, benötigt sie einen Pfahl. Noch schwächer wächst M27 und M26. Mittelstarkwachsende Unterlagen sind M4, M7 und MM106. Für Halb- und Hochstämme wird die starkwachsende Sämlingsunterlage verwendet. Die breite Verwendbarkeit des Apfels zum Frischverzehr für Kompott, Gelee und Saft, der gesundheitliche Wert (Vitamin C) sowie die gute Lagerfähigkeit vieler Sorten sind die Grundlagen für die Beliebtheit dieser Obstart.

Die 4 Schnittarten

Aufbauschnitt:

Auch Kronenschnitt genannt. Er ist in der Regel im 3-4. Pflanzjahr abgeschlossen. Schwerpunkt dabei ist, den Mitteltrieb und die Seitenäste aufzubauen und damit die Bildung der Fruchtzweige (Fruchtholz) und der Fruchtknospen einzuleiten.

Ertrags- und Instandhaltungsschnitt:

Es werden überwiegend ältere Triebe entfernt. Dabei wird der Ertrag gefördert, weil das Obst meist an jüngeren Ästen wächst. Auch wird die Fruchtholzentwicklung gefördert, weil sich die Früchte vorwiegend an Kurztrieben entwickeln, die meist waagrechten Leittrieben entspringen.

Verjüngungsschnitt:

Der Verjüngungsschnitt dient zum Auslichten der Bäume. Auch dient er der Baumpflege bei Ast- und Zweigbruch durch Sturm, Frost oder starkem Fruchtbehang. Auch müssen kranke Äste bei Krankheitsschäden wie z.b. Krebs, Feuerbrand oder Mehltau entfernt und bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden.

Der Sommerschnitt:

Der Sommerschnitt ist ein Belichtungsschnitt. Er ist ganz speziell auf die bessere Ausfärbung ausgerichtet. Bei ihm werden meist nur einjährige Äste rausgeschnitten. Der Sommerschnitt wird als eine Maßnahme angesehen, mit deren Hilfe starkem Wachstum im Spitzenbereich vorgebeugt werden kann, so dass die Bäume kleiner bleiben und sich besser mit Fruchtholz garnieren und weniger unter Stippigkeit, Fäulnis und Schalenbräune leiden. Bei zu frühem und zu starkem Sommerschnitt treiben bereits abgeschlossene Endknospen häufig wieder durch. Sie bilden dann keine Blütenknospen mehr und verursachen im Folgejahr eine Ertragsminderung. Der Gesamtzuwachs ist dann auch stärker als nach späterem und schwächere Sommerschnitt. Sommerschnitt empfiehlt sich besonders bei starkem Wuchs, verbunden mit Alternanz (Wechsel zwischen hohen und niedrigen Erträgen meist Sorten bedingt) und Probleme der Fruchtbarkeit. Der Sommerschnitt ist meist Ende Juli Anfang August mit dem Wachstumsstopp der Bäume. Bei großer Hitze sollte mit dem Sommerschnitt noch gewartet werden, weil vor allem beschattete Äpfel bei voller Sonnenbestrahlung Sonnenbrand bekommen und später anfangen zu faulen, sie werden ungenießbar. Auch dient der Sommerschnitt der Blütenbildung fürs nächste Jahr. Beschattete Triebe in unmittelbarer Nähe von Früchten sollten ca. 15cm über den Früchten abgeschnitten werden. Zu kurze Schnitte können zu einer Verletzung der Früchte durch die kurzen Triebstummel führen. Die Bäume dürfen keinesfalls kahlgeschnitten werden. Für eine gute Ausfärbung ist eine ausreichende Versorgung der Früchte mit Kohlenhydrate, also genügend Blattmasse notwendig. Für die Verlagerung von Schnittmaßnahmen vom Winter in den Sommer gibt es arbeitswirtschaftliche Vorteile. Winterschnitt kann Frostschäden verursachen sowie schlechtes Verheilen von Schnittwunden.

- Bilder vom Obstbaumschnittkurs am 13.02.2016 -

- Bilder vom Obstbaumschnittkurs am 17.02.2018 -